
Alissa geht in die achte Klasse und träumt davon, ihr nächstes Schuljahr in Neuseeland zu verbringen. Alles ist gut. Da lernt sie auf Facebook Leon Mask kennen, einen Typen in ihrem Alter, der sie versteht. Bald chatten beide häufig miteinander. Immer intimere Details tauscht Alissa mit dem Unbekannten schließlich auch via Skype aus. Was sie nicht weiß: Leon Mask filmt mit, als Alissa ihren Oberkörper enthüllt. In der Folge erpresst Leon Mask Alissa, wenn sie nicht das macht, was er will. Als Alissa sich wehrt, tritt Leon Mask eine Cybermobbingkampagne los. Bald nennen sie Alissa an der Schule die »Facebook-Schlampe« …
Das Cover finde ich zwar im Grunde nicht besonders schön oder gut gestaltet, doch zum Inhalt passt es hervorragend. Wie schnell aus dem Klappentext hervorgeht geht es in diesem Buch um ein ernsteres Thema, das jeden angeht. Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil ich mich zwischendurch gerne mal mit solchen Themen auseinandersetze. Die Geschichte an sich fand ich gut. Ich möchte gar nicht viel dazu sagen, doch sie ist beklemmend und fesselnd und man will unbedingt wissen, wie das Ganze ausgeht. Mit der Protagonistin, Alissa, wurde ich zunächst nicht so richtig warm, ich konnte sie nicht verstehen und ihre Handlungen meist nicht nachvollziehen. Doch im Laufe der Zeit mochte ich sie immer mehr und das, was ich am Anfang eher als Naivität wahrgenommen hatte, war dann für mich mehr und mehr zu ganz normaler Menschlichkeit, denn es liegt in unserer aller Natur - jeder macht Fehler, handelt nicht immer vernünftig und wenn Gefühle ins Spiel kommen sind Menschen eben auch mal unüberlegt und leichtgläubig. Bei Mask verhielt sich das ganze komplett umgekehrt. Während ich am Anfang noch dachte, auch bei ihm müsse etwas mehr hinter seinen Taten stecken, kann er mir gegen Ende nicht mehr wie ein Mensch vor. Jegliche Menschlichkeit vermisste ich bei ihm. Alissas Mitschüler fand ich größtenteils ziemlich bescheuert. Hier kann sich jeder ein Beispiel nehmen, wie man sich nicht verhalten sollte. Die Handlung war flüssig, genauso wie der Schreibstil. Was mich allerdings ein wenig gestört hat waren die Längen darin, die sich sehr gezogen und damit die Spannung deutlich vermindert haben. Auch das Ende war mir zu aprupt, hier hätte ich mir auch mehr Gefühl gewünscht. Dennoch ist es ein gutes Buch, das auf ein wichtiges Thema aufmerksam macht und es bringt zum Nachdenken. Niemand sollte jemand anderen fertig machen und ihm absichtlich schaden - eigentlich ganz selbstverständlich. Oder? Ich kann euch das Buch sehr empfehlen, sofern ihr keine sehr schwachen Nerven habt.
Manfred Theisen wurde 1962 in Köln geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Politik, forschte zwei Jahre für das deutsche Innenministerium in der Sowjetunion, arbeitete als Redakteur und leitete eine Kölner Zeitungsredaktion. Heute lebt er als freier Autor in Köln. (Quelle)
4 von 5
Vielen herzlichen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!